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Theoretisierung von strukturellem Rassismus und Eurozentrismus in der Hochschulbildung
Kurze Beschreibung
Dieser Workshop bietet einen Raum für eine gemeinsame Theoretisierung und Diagnose von strukturellem Rassismus in der Hochschulbildung mit besonderem Schwerpunkt auf Eurozentrismus und Kämpfen, die auf eine Dekolonisierung von Bildung und Hochschulbildung abzielen. Dieser Workshop bringt die Teilnehmer:innen ins Gespräch, indem er zunächst (a) einen Raum für den Austausch eröffnet, (b) mit theoretischen Rahmen arbeitet und (c) auf dieser Grundlage strukturellen Rassismus und Eurozentrismus im Hochschulwesen analysiert. Dieser Theorie-Workshop zielt darauf ab, die Diagnose von strukturellem Rassismus, Diversität und Inklusion im Hochschulbereich zu unterstützen, wobei der nationale Kontext der Teilnehmer:innen besonders berücksichtigt wird. Ziel dieser Lerneinheit ist es, aktuelle Debatten und Diagnosen in den Bereichen struktureller Rassismus und dekoloniale Perspektiven im Hochschulbereich zu diskutieren.
Die Methodik dieses Workshops besteht darin, persönliche/verkörperte Erfahrungen sowie die institutionelle Analyse von strukturellem Rassismus und Eurozentrismus im Hochschulbereich als theoriebildende Praxis in einen Dialog zu bringen. Ergänzend zur Lektüre der vorherigen Aktivität (siehe Block A, vorherige Aktivität „Wo denken wir? Eine Weltkarte des kritischen Denkens“ und Einführung in den Theorie-Workshop) bereiten die Teilnehmer:innen drei Pflichttexte und mindestens zwei weitere Texte für diese Sitzung vor.
Als theoriebildende Übung sollten die Teilnehmer:innen auf interaktive Weise gemeinsame Elemente ihrer individuellen Diagnose von strukturellem Rassismus und Eurozentrismus im Hochschulwesen identifizieren. In einer digitalen Umgebung werden die Teilnehmer:innen in Breakout-Räumen Fragen des Eurozentrismus und des strukturellen Rassismus diskutieren, ausgehend von ihren persönlichen Erfahrungen, der vorangegangenen Aktivität „Wo denken wir? Eine Weltkarte des kritischen Denkens“ in Block A „Diagnose“ und die Pflichtlektüre. Die Moderator:innen unterstützen diesen Prozess, indem sie während des Gesprächs Notizen auf der Miro-Board machen, um die Ergebnisse der Diskussion festzuhalten. Es folgt ein theoretischer Input der Moderator:innen zu den BRIDGES Tools/Konzepten „Neoliberale Compliance“, „Eurozentrismus“ und „Migra*BPoC Resistance“. Der Workshop endet mit einer abschließenden Frage- und Antwortrunde.
Zielsetzung
Das übergeordnete Ziel des Theorieworkshops ist es, die Theoretisierung und Diagnose von strukturellem Rassismus im Hochschulbereich zu unterstützen, mit einem besonderen Fokus auf Eurozentrismus und Kämpfe, die auf die Dekolonisierung von Bildung(seinrichtungen) abzielen. Die grundlegenden Ziele sind
- durch kritische Lektüre bestehende theoretische Konzepte und Diagnosen zu strukturellem Rassismus, Eurozentrismus und dekolonisierenden Kämpfen kennen zu lernen
- durch gemeinsame Reflexion neue theoretische Konzepte und Diagnosen zu entwickeln sowie bereits bestehende theoretische Konzepte und Diagnosen zu ergänzen oder zu kritisieren
- alternative Einsichten und Diagnosen vorzuschlagen, die von den verkörperten Erfahrungen, institutionellen und nationalen/bürgerlichen Hintergründen der Teilnehmer:innen ausgehen.
Ablauf
Diese Sitzung beginnt mit einer Begrüßungs- und Vorstellungsrunde (5 Minuten): Da die Teilnehmer:innen bereits eine Analyse der Institutionen, in denen sie arbeiten oder studieren, in der vorherigen Aktivität „Wo denken wir? Eine Weltkarte des kritischen Denkens“ vorbereitet haben, werden sie sich und ihren institutionellen Hintergrund kurz vorstellen (2-3 Sätze). Dies dient der Vorbereitung der kritischen kollektiven und individuellen Reflexion und Analyse der Beziehung aller Teilnehmer:innen zum strukturellen Rassismus in der Hochschulbildung im folgenden Schritt.
Im zweiten Schritt, der theoriebildenden Praxis (40 Minuten), kombinieren die Teilnehmer:innen persönliche Berichte über ihre Beziehung zur Hochschulbildung (Institutionen) mit kritischen Reflexionen über ihre Erfahrungen in der Hochschulbildung als Lehrende und/oder Studierende in ihren Heimatinstitutionen auf der Grundlage der Lektüre. In diesem Schritt treffen sich Moderator:innen und Teilnehmer:innen während der gesamten Sitzung online. Die Teilnehmer:innen werden nach dem Zufallsprinzip in Gruppen von maximal 5 Personen pro Gruppe eingeteilt, die jeweils 25 Minuten Zeit haben. Jeder Gruppe werden ein/e Sprecher:in und ein/e Schreiber:in zugewiesen. Die Schreiber:innen sammeln während der Diskussion Notizen, Konzepte, Erkenntnisse, Ideen und Zweifel auf der gemeinsamen digitalen Plattform Miro. Nach 25 Minuten trifft sich der gesamte Kurs wieder und die Sprecher:innen jeder Gruppe stellen ihre Ergebnisse der Gesamtgruppe vor (2 Minuten pro Gruppe; insgesamt 15 Minuten). Auf der Grundlage der Notizen der Schreiber:innen und Sprecher:innen werden die Moderator:innen diese Ergebnisse in einer Online-Mindmap auf Miro zusammenstellen. Die Teilnehmer:innen können dieses Mind-Map anschließend ändern, um die weitere Diskussion zu fördern.
Während dieser 40 Minuten können die Teilnehmer:innen ihre Beobachtungen, Überlegungen und Kritik, die auf der Lektüre der Vorlesung und ihren Lebenserfahrungen beruhen, in Bezug auf a) Formen der Ausgrenzung in der Hochschulbildung, b) Mechanismen der Ein- und Ausgrenzung in der öffentlichen Politik in Bezug auf die Hochschulbildung oder c) Ein- und Ausgrenzungsmechanismen und -strategien in ihrem alltäglichen Bildungsumfeld, insbesondere der Universität, mitteilen.
Um die Diskussion anzuregen, schlagen wir die folgenden Leitfragen zur Pflichtlektüre und zur zusätzlichen Lektüre vor:
- Wie analysieren die Texte Rassismus und Eurozentrismus im Hochschulbereich? Sehen Sie Unterschiede zwischen den Texten?
- Welche Statistiken/Zahlen zum Thema Inklusion/Exklusion im Hochschulwesen haben Sie am meisten beeindruckt? Teilen Sie diese mit Ihrer Gruppe/dem Fishbowl!
- Welche Formen des Ausschlusses und der Inklusion werden in der Lektüre analysiert? Haben Sie ähnliche oder andere Beobachtungen in Ihrer Einrichtung gemacht? Welche unterschiedlichen Dynamiken können Sie in Ihren Einrichtungen beobachten? Wie unterscheiden sie sich?
- Welche Formen des Widerstands gegen Rassismus und Eurozentrismus im Hochschulbereich werden in den Texten beschrieben? Gibt es etwas Ähnliches an Ihrer Einrichtung?
Im dritten Teil werden die Moderator:innen einen theoretischen Input (10 Minuten) geben, der die Ergebnisse der Theoriebildung (Schritt 2) mit Konzepten aus dem BRIDGES-Toolkit verbindet, insbesondere „Neoliberale Compliance“, „Eurozentrismus“ und „Migra*BPoC-Widerstand“. Wir werden diesen theoretischen Input mit einer anschließenden 20-minütigen Diskussion in einem Breakout-Raum für jedes Tool unterstützen.
Die Sitzung schließt mit einer offenen Diskussion über mögliche Strategien des Widerstands gegen strukturellen Rassismus und Eurozentrismus im Hochschulbereich (15 Minuten).
Zeitplan
- Einführung und Begrüßung (5 Minuten)
- Theorie und Praxis (40 Minuten)
- Break-out-Sitzung (25 Minuten)
- Sammlung von Erkenntnissen und Diskussionen (15 Minuten)
- Theorie-Input und Diskussion (30 Minuten): „Neoliberale Konformität“, „Eurozentrismus“ und „Migra*BPoC-Widerstand“
- Input durch Moderatoren (10 Minuten)
- Breakout-Sitzungen zu jedem Instrument (20 Minuten)
- Offene Diskussion (15 Minuten)
Benötigte Materialien
- Übersetzung: Wenn es Personen ohne Englischkenntnisse gibt, sollten Übersetzer anwesend sein, die in die verschiedenen Sprachen übersetzen.
- Miro als digitales Mindmap-Werkzeug
Pflichtliteratur
Zusätzliche Literatur
- Strukturelle Rasissmus
- Dekoloniales Wissen
- Autar, L. (2017). “Decolonising the classroom Credibility-based strategies for inclusive classrooms”. Tijdschrift Voor Genderstudies, 20(3), 305–320
- Gutiérrez, E. (2016) “Sensing dispossession: Women and gender studies between institutional racism and migration control policies in the neoliberal university.” Women’s Studies International Forum 54: 167-177. https://doi.org/10.1016/j.wsif.2015.06.013
- Bhambra, G. K., D. Gebrial and K. Nişancıoğlu. (2019) “Introduction: Decolonising the University?” In: Bhambra, G. K., Gebrial, D., & Nişancıoğlu, K. (ed.) Decolonising the university. Pluto Press.
- Icaza Garza, R., & Vázquez, R. (2017). “Intersectionality and Diversity in Higher Education”. Tijdschrift voor Orthopedagogiek, 7, 349-357.
- Tate, Shirley Anne & Bagguley, Paul (2017). “Building the anti-racist university: next steps.” Race Ethnicity and Education, 20(3), 289-299. DOI: 10.1080/13613324.2016.1260227
- Thompson, V. E., & Zablotsky, V. (2016). “Rethinking Diversity in Academic Institutions.” Wagadu: A Journal of Transnational Women’s & Gender Studies, 16: 75-93
Erwartete Ergebnisse
Die Teilnehmenden haben einen Überblick über die verschiedenen Dimensionen, Mechanismen und Strategien zur Aufrechterhaltung und Überwindung von strukturellem Rassismus und anderen Ausschlüssen in der Hochschulbildung. Sie haben auch eine Vorstellung davon, wie sich diese Mechanismen und Strategien an spezifische Kontexte unterschiedlich anpassen (z. B. Unterschiede bei Rassifizierungsstrategien und Mechanismen des Othering).
In der gemeinsamen Diskussion werden die Teilnehmer:innen und Moderator:innen gemeinsam eine digitale oder physische Mindmap über Möglichkeiten der Theoriebildung und Diagnose von strukturellem Rassismus und Eurozentrismus in der Hochschulbildung erstellen.
Aus der Aktivität abgeleitete Materialien
Eine Mind Map (als Bild oder auf Miro) über Möglichkeiten, strukturellen Rassismus und Eurozentrismus in der Hochschulbildung zu theoretisieren und zu diagnostizieren.
Curators + Collaborators during the Test Course:
Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Sebastian Garbe, María Cárdenas