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Krise als Erscheinung

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MIRO

Kurzbeschreibung

In dieser Übung denken wir darüber nach, wie Wahrnehmung und Darstellung durch hegemoniale Rahmen geprägt sind. Wir befassen uns mit der Art und Weise, wie hegemoniale Narrative rund um Krisen durch Bilder naturalisiert werden. Wir konzentrieren uns auf die sogenannte „Flüchtlingskrise“ von 2015 und auf bestimmte Bilder von Menschen, die in Booten die Ägäis überqueren. Wir möchten, dass die Teilnehmer:innen verstehen, dass die Flüchtlingskrise im Gegensatz zu dem, was uns diese Bilder vermitteln, nicht erst mit dem Auftauchen bestimmter Körper an der Küste von Lesbos begann, sondern dass sie das Ergebnis von jahrzehntelangem Krieg, Verwüstung, wirtschaftlicher Stagnation und Abhängigkeit in mehreren Ländern war, die oft durch europäische Ressourcen und soziopolitische Interessen angeheizt wurden. Auf diese Weise reflektieren wir darüber, wie Bilder bestimmte Sichtweisen reproduzieren, die Menschen und Situationen in bestimmten Räumen und Zeiten einrahmen und einfrieren. Was passiert, wenn wir den Begriff „Krise“ aus dem hegemonialen Narrativ/Diskurs über die Ereignisse in den Jahren 2015-2016 in der Ägäis herausnehmen?

Ziele

  • Verständnis der visuellen und medialen Diskurse über die Flüchtlingskrise.
  • Kritische Auseinandersetzung mit Bildern, die die Flüchtlingskrise darstellen. Wie werden Geflüchtete in Bildern von Ankunftsszenen eingefangen und in (bestimmten) Zeiten und Räumen eingefroren?
  • Nachdenken darüber, was in den Mainstream-Bildern zur Flüchtlingskrise fehlt und wer/was nicht dargestellt wird.
  • Die Teilnehmer:innen sollen ermutigt werden, sich selbst in Bezug auf dieses Bild zu positionieren.
  • Zu verstehen, wie diese Bilder mit der Logik von Problemen und Lösungen in Notfällen verbunden sind. Welche Reaktionen lösen diese Bilder sowohl auf der Ebene der Regierungspolitik als auch auf der Ebene der Zivilgesellschaft aus? Im Fall der sogenannten „Flüchtlingskrise“ von 2015 beispielsweise führten die von vielen Staaten gewählten Lösungen zu einer strengeren Grenzpolitik, mehr Stacheldraht, der Ausbreitung von Internierungslagern, der Schaffung von Hotspot-Inseln – und allgemein zur Umsetzung einer gewalttätigen Politik zum Schutz der „Festung Europa“.
  • Nachdenken über die Vielzahl von Bildern, die die Ankunft von Geflüchteten zeigen, im Gegensatz zur Abwesenheit von Bildern, die die Abreise und Rückkehr von Geflüchteten darstellen. Das heißt, wenn Geflüchtete gewaltsam abgeschoben/zur Rückkehr gezwungen werden, ist niemand da, um ihre gewaltsame Abreise sowie die Ursachen/Faktoren der Zwangsumsiedlung zu fotografieren.

Verfahren

Dauer: 45 Minuten

Schritt 1

15 minuten

Stellen Sie sich das hegemoniale Narrativ der Flüchtlingskrise als das Auftauchen bestimmter Körper an den Küsten Europas im Sommer 2015 vor. Diese Erzählung wurde von vielen Bildern von Booten voller Menschen begleitet, die sich der Küste näherten.

  • Diskutieren Sie in Gruppen über das oben gezeigte Bild und beantworten Sie die folgenden Fragen:
  • Wenn Sie nichts über die Situation wüssten, wie würden Sie dieses Bild wahrnehmen?
  • Der Mainstream spricht von „Migrantenströmen“ und von „Wellen“ von Menschen, die in Europa ankommen. Finden Sie in diesem Bild eine visuelle Unterstützung für diese Behauptungen?
  • Von wo aus wurde das Bild aufgenommen? Welche Perspektive haben Sie als Betrachter:in?
  • Wie würde sich Ihre Wahrnehmung des in diesem Bild dargestellten Phänomens ändern, wenn das Bild aus der Perspektive eines Menschen auf diesem Boot aufgenommen worden wäre?
  • Was sehen Sie sonst noch in diesem Bild?

Schritt 2

10 minuten

Ein Kreuzfahrtschiff voller Tourist:innen nähert sich den Ufern von Lesbos nach einer Kreuzfahrt in der Ägäis, ein üblicher Anblick im Sommer.

  • Worin besteht der Unterschied zwischen einem Schiff voller Tourist:innen, das durch die Ägäis fährt, und dem Boot, das auf diesem Bild zu sehen ist?
  • Wessen Mobilität wird als irregulär, illegal oder kriminell dargestellt und warum?

Schritt 3

10 minuten

Glauben Sie (immer noch), dass die Flüchtlingskrise mit dem Auftauchen dieser Menschen auf europäischem Boden begann? Diskutieren Sie 10 Minuten lang in Gruppen und versuchen Sie, andere mögliche Faktoren aufzuschreiben, die Ihrer Meinung nach zur sogenannten „Flüchtlingskrise“ beigetragen haben.

Schritt 4

10 minuten

Schauen Sie sich die Liste an, die Sie erstellt haben, und überlegen Sie, wie man diese Krise anders darstellen könnte. Warum wären solche Bilder wichtig?

Erforderliche Materialien

Zugang zu einem Projektor/einer speziellen Online-Plattform oder Anwendung

Erwartete Ergebnisse

  • Suche und kritische Betrachtung von Bildern zu den Ereignissen von 2015-2016.
  • Darstellung verschiedener Wege und Methoden zur Darstellung von Flucht- und Migrationserfahrungen und der Gewalt, die diese Erfahrungen an den europäischen Grenzen mit sich bringen.
  • In einem kurzen Text darüber nachdenken, ob und wie man das „Nicht-Ankommen“, also das, was mit denjenigen geschieht, die es nicht bis an die europäischen Küsten schaffen, in Bildern darstellen kann. Abgesehen von einem geschriebenen Text kann es die Form eines Gedichts, einer Zeichnung, eines Bildes, eines kurzen Videos oder eines Liedes annehmen.
  • Das Fehlen von Bildern der Ausreise zu thematisieren und die möglichen Gründe dafür zu artikulieren sowie eigene Bilder der Ausreise zu entwerfen.

Aus der Aktivität abgeleitete Materialien

Bilder, kurze Texte

Kurator:innen:

PAR Athen: Aude Sathoud, Marina Liakis, Marleno Nika, Aila Spathopoulou, Anna Carastathis, Myrto Tsilimpounidi