BRIDGES zielt darauf ab, Gemeinschaften innerhalb und außerhalb der akademischen Welt zusammenzubringen und durch antirassistische feministische Praktiken gemeinsam Wissen zu produzieren. Durch diese Arbeit versuchen wir, die hegemoniale Behauptung zu entlarven, dass Theorie erst durch einen Prozess der Abstraktion entstehen kann, und von den alltäglichen Widerständen und Herausforderungen losgelöst sein muss oder kann. Stattdessen stärken wir in BRIDGES Prozesse der Reflexion und der kollektiven Analyse, die aus situierten Erfahrungen innerhalb und außerhalb europäischer Universitäten entstehen. Wir möchten damit die vermeintlichen Grenzen zwischen Objekt und Subjekt des Wissens dekonstruieren sowie die zwischen Aktivismus und Wissenschaft abbauen. Das Projekt versucht, Brücken zu bauen, um aktivistische Kämpfe zu vernetzen und Gemeinschaften aufzubauen, sodass alternatives Wissen durch partizipative Aktionsforschung ko-produziert werden kann.
Das BRIDGES Toolkit stellt antirassistische und feministische Werkzeuge und Strategien zur Verfügung, um diejenigen Strukturen in Hochschulcurricula aufzuzeigen und abzubauen, die zu Exklusion und Ausgrenzung führen. Es kann von allen Dozierenden, in jedem Fachbereich, an jeder Hochschuleinrichtung in der EU verwendet werden, ebenso wie von Organisationen der Zivilgesellschaft und gemeindebasierten Organisationen, die Erwachsenenbildungsprogramme und Personalschulungen anbieten.
Das BRIDGES Toolkit zielt darauf ab, hegemoniales Wissen durch dekoloniale Praktiken aufzubrechen, um diejenigen Epistemologien, Methodologien und pädagogischen Praktiken zu transformieren, durch die Wissen bislang als eine abstrakte Theorie produziert wird, die auf kolonialen Prinzipien von Rationalität, Universalität und Gewalt beruht.
Jedes unserer Tools ist das Resultat eines lokalen Austauschs, in dem wir die Themen und Kämpfe gemeinsam herausgearbeitet haben, die dort besondere Bedeutung haben. Sie alle teilen eine antirassistische, feministische Pädagogik und Methodik, die die Überschneidung von rassistischen und patriarchalen Unterdrückungssystemen im akademischen Bereich sowie in der Wissensproduktion aufdeckt und hier kritisch interveniert (siehe PROZESS).
Das Toolkit hat die folgenden Ziele:
- Erarbeitung eines theoretischen Rahmens: Bereitstellung von Analysewerkzeugen (Tools) um Strukturen der Diskriminierung und der Ausgrenzung im Hochschulbereich aus einer antirassistischen und feministischen Perspektive besser zu verstehen (siehe KONZEPTE);
- Die Grenzen zwischen Theorie und Praxis überwinden: Anwendung von pädagogischen und methodischen Strategien, um Strukturen und Praktiken von Diskriminierung und Ausgrenzung in Seminarräumen und im Lehrplan kritisch zu reflektieren und in Frage zu stellen (siehe AKTIVITÄTEN);
- Dokumentierung und Archivierung bereits existierender Projekte sowohl innerhalb als auch außerhalb des wissenschaftlichen Betriebs, die versuchen, Bildung zu dekolonisieren und antirassistische und feministische Ressourcen zu entwickeln (siehe RESSOURCEN).
Don’t diversify, decolonise!– Wir wollen zwar das befreiende Potenzial von „Diversität“ aufzeigen – ebenso aber die Gefahren nicht leugnen, die mit der Einschließung und Tokenisierung von „Diversität“ innerhalb von Hochschulen einhergehen. Denn diese blockieren häufig eher transformative Praktiken, die koloniale und rassistische Machtverhältnisse auflösen, als dass sie sie fördern.
Während das BRIDGES Toolkit also auf die oben genannten Ziele hinarbeitet, um aus einer antirassistischen und feministischen Perspektive in Praktiken und Institutionen der Hochschulen zu intervenieren, hinterfragen wir gleichwohl auch kritisch, inwieweit eine „Dekolonisierung“ dieser Institutionen grundsätzlich überhaupt möglich ist.
Um mit Audre Lorde (1984) zu sprechen:
- Können wir aus dem „Haus des masters“ und mit den „Werkzeugen des masters“ wirklich eine befreiende Praxis aufbauen?
- Kann die Universität dekolonisiert werden? Wenn ja, wie kann das aussehen?
- Ist eine feministische dekoloniale Praxis innerhalb dieser Räume überhaupt möglich?